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Sonnenuntergang in Borgentreich

Die Kernstadt Borgentreich

Borgentreich (plattdeutsch Bernträike) als Zentralort und Verwaltungssitz der Kommune präsentiert sich als kleine ländliche Stadt. Sie hat aber eine durchaus bemerkenswerte Geschichte. Die Bedeutung des Namens ist bis heute Gegenstand von Mutmaßungen und nicht zwingend erklärt. 1280 wird die Stadt zum ersten Mal als ‚Borguntriche’ erwähnt, 1288 heißt sie ‚Berichintrike’. Wohl 1275, spätestens aber bis Mitte 1277 gegründet, wird die Stadt zügig aufgebaut. Wie bei allen Paderborner Städten hat höchstwahrscheinlich auch eine Burg dazu gehört, die allerdings schon bald ihre Funktion verlor. Das ‚Steinerne Haus’, Borgentreichs ältestes Gebäude, könnte ein Rest dieser Burg sein. Schon 1283 jedenfalls ist eine Pfarrkiche da, Johannes dem Täufer geweiht, und deren massiver frühgotischer Turm hat sich bis heute erhalten. Schon früh aber auch gab es den ersten großen Stadtbrand, dessen genaue Umstände allerdings nicht überliefert sind. Die Stadt wird - in geändertem Umfang und nunmehr mit einer steinernen Wehr versehen - wieder aufgebaut. In eine sechs Meter hohe Mauer sind acht Rundtürme eingelassen. Das Lehmtor führt in Richtung Eissen, die aufwendigen anderen beiden Tore, Mühlentor und Emmerketor, leiten die Straße von Warburg zur Weser nach Beverungen oder Herstelle durch. Das Gemälde „Statt Borgentreich 1665“ des für den Paderborner Bischof tätigen Malers Fabritius weist diesen alten Zustand aus (Kopie im oberen Foyer des Rathauses vor dem Ratssaal). Heute ist von der Wehranlage einzig der Balkenturm in der Mauerstraße übrig. Die eigentliche Stadtgründung ist nicht dokumentiert, weil der erste Stadtbrand auch zum Verlust der ersten Stadtrechtsurkunde führte. 1330 musste das Stadtrecht deshalb erneuert werden. Mit seinen mannigfaltigen Rechten und aufgrund seiner Steuerkraft konnte Borgentreich bald an Bedeutung gewinnen. 1372 z. B. wird die Stadt namentlich vom Paderborner Bischof  in den Westfälischen Landfriedensbund einbezogen. Seit 1479 fungiert sie dann als vierte der ‚hovedstette’ (Hauptstädte) des Fürstbistums Paderborn (nach Paderborn, Warburg und Brakel).

- Hansestadt Borgentreich -

Borgentreich war aber nicht nur ein Ackerbürgerstädtchen, es war auch ein Marktstädtchen, dessen Handelsbeziehungen durchaus über das unmittelbare Umland hinausreichten. So entstand schon bald ein Bezug zur Hanse, die sich Schutz und Förderung des Handels im Binnenland sowie rund um Nord- und Ostsee zur Aufgabe gemacht hatte. Ein genaues Jahr des Beitritts von Borgentreich ist nicht bekannt, doch erste Indizien zeigen sich bereits Mitte des 14. Jahrhunderts, indem Borgentreicher als Neubürger in Lübeck aufgenommen werden. 1364 dann ist Borgentreich offenbar Mitglied des Hansebundes, es nimmt nämlich an einer Tagfahrt nach Köln, dem Vorort der Westfälischen Hanse, teil. Warburg übernimmt in der hierarchischen Stufung der Hanse die Rolle des Hauptortes unter den Paderbornischen Städte östlich der Egge. 1596 wird Borgentreich nach mehrfachen vorherigen Nennungen zum letzten Mal als eine der fünf ‚Beistädte’ Warburgs erwähnt. Der Westfälische Hansebund hat sich in der Moderne wiederbegründet; 2011 beschloss der Borgentreicher Rat, aufgrund der Vergangenheit der Stadt den Beitritt zu diesem Bund zu beantragen und seit dem 12.5.2012 ist Borgentreich nun wieder ‚Hansestadt’. Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) ließ die alte Hansezugehörigkeit wohl stillschweigend erlöschen. Aber nicht nur dieser Krieg und der spätere Siebenjährige (1756-63) bescherten Borgentreich ein schweres Schicksal; besonders hart trafen die Stadt auch sechs große Stadtbrände von 1655 bis 1806, die die Ansätze zum Neuaufbau der Stadt jedesmal wieder zunichte machten. Die alte Wehranlage musste nach dem letzten dieser Brände als Steinbruch für den Wiederaufbau dienen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts konnte sich die Stadt aber von den hohen Schulden, die sie für den Neubau ihrer öffentlichen Gebäude eingehen musste, wieder befreien, und sie konnte wieder ihre führende Rolle in der östlichen Warburger Börde einnehmen. Als einzige Stadt außer der Kreisstadt hatte sich Borgentreich im alten Landkreis Warburg der Preußischen Städteordnung unterstellt, womit ein durchaus ehrgeiziger Anspruch verbunden war. Für die übrigen ehemaligen Städte im Kreis galt die Landgemeindeordnung, was sie zu ‚Nominalstädten’ (nur namentlichen, nicht funktionsmäßigen Städten) herabstufte. Heute wohnen im Stadtgebiet Borgentreich auf einer Fläche von 138,76 qkm rund 9.000 Einwohner. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 65 Einwohnern/qkm. Der Durchschnitt im Kreis Höxter beträgt 119 Einwohner/qkm und im Lande NRW 516 Einwohner/qkm. Dieser Zahlenvergleich deutet den extrem ländlichen Charakter Borgentreichs an und weist auf die Probleme, aber auch die zukünftigen Aufgabenstellungen der Stadt hin. So agrarisch das Gebiet geprägt ist, so bietet die Stadt doch Raum zur Ansiedlung von Industrie- und Gewerbeunternehmen. In den Stadtteilen Borgentreich, Borgholz und Natzungen sind Gewerbegebiete entstanden, wo in den vergangenen drei Jahrzehnten mehrere Betriebe der Möbel-, Bau-, Kunststoff-, Leichtmetall-, Holz- und Textilbranche ansässig geworden sind. Flächen für weitere Ansiedlungen stehen kostengünstig zur Verfügung. Viele Bewohner, die in der rationalisierten Landwirtschaft keinen Arbeitsplatz mehr finden, haben in diesen Betrieben Arbeitsplätze gefunden. Leider müssen dennoch viele Bürger zur Arbeit in benachbarte Regionen pendeln. Trotz der enormen Anstrengungen der Stadt, für die Bürger ein lebens- und wohnenswertes Umfeld zu schaffen, hat dies letztlich auch zu Wanderungsverlusten bei den Einwohnerzahlen geführt. Schon im 19. Jahrhundert ließ die Auswanderung nach Nordamerika sowie die Abwanderung ins Ruhrgebiet und in den deutschen Osten die Einwohnerzahl Borgentreichs und seiner umliegenden Ortschaften nicht steigen. Heute richtet die Stadt ein besonderes Augenmerk auf die Bereitstellung von Arbeitsplätzen für die Jugend. Durch eine gesunde Infrastruktur bietet die Stadt einen angenehmen Lebensraum für junge Familien. Die Verkehrswege von und nach Borgentreich sind gut. Über die das Stadtgebiet durchziehende B 241 ist in ca. 20 km die Autobahnauffahrt Warburg zu erreichen. Zu den Regionalflughäfen Kassel und Paderborn sind es weniger als 45 km. Alle Stadt¬teile werden von regelmäßig verkehrenden Linienbussen angefahren. Das Straßen- und Wegenetz zwischen den Stadtteilen ist seit Jahren erheblich verbessert, und in den Stadtteilen sind Ausbauten, Verkehrsberuhigungen und Ortskernsanierungen sowie standortgerechte Begrünungen durchgeführt. In der Landesplanung ist Borgentreich als Grundzentrum ausgewiesen. Im Bildungsangebot hat die Stadt bereits in den 1960iger Jahren richtungsweisende Schritte genommen. In Borgentreich entstand ein modernes Schulzentrum. Im Bereich der Erwachsenenbildung gehört Borgentreich dem Volkshochschulzweckverband ”Diemel-Egge-Weser” mit Sitz in Warburg an, der eine Zweigstelle in Borgentreich eingerichtet hat.

 

- Orgelstadt Borgentreich –

Eine besondere Sehenswürdigkeit Borgentreichs ist die Orgel der kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist, die 1803 aus der Auflösungsmasse des Klosters Dalheim bei Paderborn gekauft wurde: Es ist die größte Barockorgel Westfalens, eine der bedeutendsten historischen Orgeln Europas. 2005 bis 2010 wurde sie gründlich restauriert und erklingt nun wieder nicht nur als Kirchenorgel, sondern jeden Sommer auch in einer Reihe von Konzerten.
Der Kirche genau gegenüber an der Marktstraße liegt das um 1850 in spätklassizistischem Stil erbaute ehemalige Rathaus. Als es seine Funktion an das neue Rathaus abgab und leer stand, kam Rudolf Reuter, der Münstersche Professor für Orgel, auf die Idee, hier ein Orgelmuseum einzurichten. 1980 eröffnet, war dies Museum das erste seiner Art in Deutschland. Nach gründlicher Neuorganisation stellt es inzwischen stark auf die ausprobierende und mitmachende Aktivität des Besuchers ab und ist so zu einem echten ‚Erlebnismuseum’ geworden. Durch Kirche, Orgel und ihre Konzerte auf der einen Seite der Straße und das Orgelmuseum auf der andern Seite ist ein einzigartiges stadtprägendes Ensemble entstanden. Das veranlasste den Rat, den vorher schon informell gebrauchten Beinamen ‚Orgelstadt’ nunmehr offiziell zur Zusatzbezeichnung zu erheben, und nach Genehmigung dieses Beschlusses heißt die Stadt daher seit dem 24.5.2012 ‚Orgelstadt Borgentreich’.