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Rathaus
03.12.2021

Orgelstadt Borgentreich verleiht den Heimatpreis 2021

Die Orgelstadt Borgentreich hat den Heimatpreis 2021 verliehen. Dieser steht für herausragende zukunftsorientierte Projekte und für beispielhafte Beiträge zum Erhalt und zur Sichtbarmachung unseres kulturellen Erbes, die mit großem ehrenamtlichen Engagement im Gemeindegebiet umgesetzt werden bzw. worden sind. Damit würdigt die Orgelstadt Borgentreich Engagement und nachahmenswerte Praxisbeispiele im Bereich der Heimatpflege. Da die eingereichten Vorschläge allesamt außerordentlich waren, stellte es sich für die Jury als äußerst schwer dar, eine Rangfolge festzulegen. Letztlich kristallisierten sich allerdings die drei anwesenden Sieger heraus.

Der 3. Platz wurde an den Dromedary Club e.V. aus Bühne verliehen.

Der Club überzeugte die Jury mit seinem Heimat-Projekt "Jüdischer Friedhof Bühne". Der Dromedary Club e.V. hat beschlossen, ein Projekt durchzuführen, um auch die dunklen Seiten der Geschichte unserer Heimat in unserem Bewusstsein zu verankern. Die mit Abstand dunkelste Epoche unserer Heimatgeschichte war die Zeit des so genannten "Dritten Reiches". Dreh- und Angelpunkt des Projektes war daher der Jüdische Friedhof in Borgentreich-Bühne. Bis zum Jahr 1838 haben die Bühner Juden ihre verstorbenen Eltern, Frauen, Männer und Kinder auf dem "Judenhagen" in Borgentreich beerdigt. Im Jahr 1840 durften sie auf dem schwer zugänglichen Peitsborn bei Bühne einen neuen "Todtenhof" anlegen. Während des "Dritten Reiches" wurden die Bühner Juden bestohlen, beraubt, gequält, verschleppt und ermordet. Ihr Friedhof wurde geschändet und brutal verwüstet. In den Nachkriegsjahren wurden die meisten Grabsteine des Jüdischen Friedhofs gestohlen und als Fundament für Neubauten Bühner Bürger verwendet. Im Jahr 1954 ließ die Gemeinde den Friedhof einzäunen, die wenigen noch verbliebenen Grabsteine reparieren und aufstellen.

Im Rahmen des Projekts wurden die folgenden Aktionen durchgeführt:

  • Beseitigung von Unrat auf dem Judenfriedhof in Bühne
  • Ausstattung des Jüdischen Friedhofs mit herbstlichem Grabschmuck
  • regelmäßiger Besuch des Jüdischen Friedhofs
  • Gemeinsames Gebet auf dem Friedhof mit dem Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Paderborn, Herrn Alexander Kogan
  • Anschließende Gedenkstunden im Clubhaus mit Lesungen aus der Literatur über die Judenverfolgung während des "Dritten Reiches".

Das Projekt wurde im Zeitraum November 2019 bis Juni 2021 durchgeführt. Alles in allem ein nachahmenswertes Praxisbeispiel für außerordentliches Engagement. Dieses wurde von der Heimatpreisjury mit einem Betrag von 500,-€ ausgezeichnet. Stellvertretend für den Club nahm Herr Prof. Dr. Kurt Guss den Preis entgegen.

Den 2. Platz nahm die "Obstbaumwiese" von Dr. Hermann-Josef Mertens ein.

Seit einigen Jahren wird auf einer Obstbaumwiese am Tennisheim für jedes neugeborene Borgholzer Kind ein Obstbaum gepflanzt. Initiator dieser herausragenden Aktion ist Dr. Hermann-Josef Mertens, der bislang auch alle Kosten für den Kauf der Bäume einschließlich Material, Mäusedraht, Stabilisierungspfahl und Dünger übernommen hat.

Die Borgholzer Bürgerinnen und Bürgern halten dieses für eine gelungene Aktion, tolle Geste und eine nachhaltige Erinnerung für alle "Neu-Bürger*innen" in Borgholz. Darüber hinaus wird die Verbundenheit zur Heimat gestärkt und der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft gefördert.

Mittlerweile sind bereits 25 Obstbäume gepflanzt. Hierbei handelt es sich um alte deutsche Apfelsorten wie Boskoop, Cox Orange, Holsteiner Cox, Finkenwerder Herbstprinz, Glockenapfel, u.a. An jedem dieser Bäume hängt eine Tafel mit dem Geburtsdatum des Borgholzer Kindes. Dieser 2. Platz wurde mit 2000,- € belohnt.

Der 1. Platz ging an das „Helferteam Grotte“ aus der Borgentreicher Kernstadt.

Die Grotte in Borgentreich ist weit über die Orts- und Stadtgrenzen hinweg bekannt und somit auch ein touristisches Aushängeschild für unsere Stadt. Im Jahr 1900 hatte Maria Fiorentini, Schwester des Borgentreicher Schulleiters Heinrich Fiorentini, eine Wallfahrt nach Frankreich unternommen. Tief beeindruckt begeisterte sie die Einwohner für eine Nachbildung der Erscheinungsgrotte. Gemeinsam mit dem Bildhauer Clemens Brilon und tatkräftiger Hilfe Borgentreicher Bürger wurde sie im Mai 1902 im ehemaligen städtischen Steinbruch eingeweiht. 40 Jahre später wurde die erste kirchliche Andacht an der Grotte gehalten. 1978 erhielten die "Verehrer der Gottesmutter von Lourdes in Borgentreich" den besonderen Segen des Papstes, und mittlerweile steht das Ensemble als eines der wenigen in Deutschland unter Denkmalschutz. Die Lourdesgrotte in Borgentreich ist durch den Heiligen Stuhl in Rom also als Marien-Wallfahrtsstätte anerkannt.

Das große Areal ist allerdings mit einem großen Pflegeaufwand verbunden. Seit vielen Jahren wird der Nachbau der Lourdes Grotte in Borgentreich von freiwilligen Helferinnen und Helfern unter der Leitung von Johannes Kremper gepflegt. Durch den unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen ist sie stets ansehnlich und einladend gepflegt. Viele Gruppierungen aus den naheliegenden Ortschaften nutzen sie, gerade im Wonnemonat Mai, für Andachten und Gebetsstunden. Restaurierungsarbeiten und Anschaffungen werden durch die Gruppe und besonders Johannes Kremper selbst organisiert und finanziert. Durch diesen Einsatz entstehen der Stadt keine Kosten, wohl aber ein wichtiger Beitrag für die Werbung der Orgelstadt Borgentreich. Dieses Engagement verdient aus Sicht der Heimatpreis-Jury eine Würdigung im Rahmen des diesjährigen Heimatpreises. Dieser erste Platz wurde mit 2500,- € vergütet.